Ihr Lieben,
ich bin's schon wieder. Haha,
erst melde ich mich gar nicht & gelte schon als verschwunden & jetzt
gleich 2x in einer Woche. Krasser Shit!
Ich
erzähle euch jedenfalls immer, wie gut es mir geht, & keine Sorge, mir geht
es wirklich gut, aber nicht allen Menschen hier in Chile geht es so gut wie
mir. Ich meine, klar, wir kämpfen gegen Schimmel, ein nicht isoliertes Haus,
Tiere wie Läuse, Flöhe, Spinnen & Skorpione & so Sachen wie, dass man
uns aufgrund unseres geringen Alters nicht ernst nimmt. Aber das sind Probleme,
die wir im Grunde genommen nur ein Jahr haben. Wir werden daran wachsen, davon
lernen & nach einem Jahr in unser wohlbehütetes Heim zurückkehren, anfangen
zu studieren oder was wir eben sonst so machen wollen & bald vermutlich
vergessen oder gar verdrängen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so geht.
Aber wisst ihr? Auch wenn Chile schon als so genanntes "Aufstiegs- oder
Schwellenland" gilt, geht es manchen Menschen hier ziemlich schlecht. Die
Busfahrer zum Beispiel werden hier in Concepción pro Fahrgast bezahlt &
ganz im Ernst? - Eine Busfahrt kostet gute 50 Cents, egal, wo man hinfährt, wie
viel bleibt dann bitte pro Fahrgast für einen Busfahrer über, der seine Familie
ernähren muss? Außerdem arbeiten jene Busfahrer unter Umständen von morgens um
6 bis abends um 10, um eben so viel Geld wie möglich zu verdienen. In Santiago,
so wurde mir erzählt, gäbe es noch schlimmere Arbeitsumstände für Busfahrer:
Sie hätten keinen Ort, um Pause zu machen oder aufs Klo zu gehen. Wie sie das Problem
lösen? Ich weiß es nicht, aber ich stelle es mir nicht sonderlich
menschenwürdig vor.
&
die Menschen hier haben keinen Hang zum Geld, weil man alles, wirklich ALLES in
Raten zahlen kann. Selbst alltägliche Einkäufe, auch wenn jene „nur“ 20€
kosten. Das ist auch der Grund, aus dem viele Menschen auch hier in der Agüita
einen mega Flachbildschirm in ihrem Wohnzimmer hängen haben, der auch mit
Vorliebe den ganzen Tag läuft. & Hauptsache, man stattet seine Kinder ab
der 3. Klasse mit Smartphones aus, aber kümmert sich nicht darum, dass die
Kinder mal ein Buch zu Weihnachten oder zum Geburtstag bekommen. Oder gar
wissen, wie man mit einem Smartphone umgeht, oder sich im Internet (wie zum
Beispiel bei Facebook) verhält. Hier ist alles auf Oberflächlichkeiten
ausgelegt. Alles, was offensichtlich ist, muss superduper sein. Anstrengend.
Das ist genau wie die Bildung hier. Es wird viel zu viel privatisiert, als dass
ALLE Kinder ein ORDENTLICHES Maß an Bildung genießen. Wer das Geld hat (&
es nicht nur für unwichtigen Technikkram ausgibt), der schickt sein Kind/seine
Kinder auf Privatschulen. Aber mal im Ernst: Warum kümmert sich der Staat nicht
um sowas? Nunja, wisst ihr, auch der Staat ist sehr auf „Äußerlichkeiten“
bedacht. Es ist wichtig, wie die Welt Chile sieht; die Bürger werden dabei
einfach ein bisschen untergebuttert. Schon alleine die Tatsache, dass in &
um Concepción, Santiago & Valparaíso 90% aller Einwohner Chiles wohnen, ist
irgendwie unglaublich, aber gleichzeitig absolut glaubhaft, wenn man mal ein
bisschen durchs „Land“ fährt. Kilometerweit kein Haus zu sehen, nur ab &
an, ganz vereinzelt. In den Städten spielt sich das Leben ab. Vor 4 Wochen wurde hier gewählt.
Mal abgesehen davon, dass die Wahlbeteiligung super miserabel war, waren die
Kandidatinnen nun auch nicht gerade super beliebt. & weil die „Favoritin“
Michelle Bachelet, die nur die Favoritin ist, weil eine andere z.B. auch der
„Blonde Teufel“ oder „weiblicher Hitler“ genannt wird (Evelyn Matthei), nicht
die absolute Mehrheit erlangt hat, gab es letzte Woche eine Stichwahl zwischen
Bachelet & Matthei. Es habe noch weniger Menschen gewählt, 20% der
Wahlberechtigten nämlich, weil sie mit der Auswahl einfach nicht zufrieden
sind. Jedenfalls, worauf ich eigentlich hinaus will: Ich weiß nicht genau, was die
linksorientierte, kommunistische Bachelet, die diese Stichwahl wirklich nur
knapp mit 64% gewonnen hat, in ihrem Wahlprogramm stehen hat, außer das übliche
wie „freie Bildung & medizinische Versorgung“, aber ich kann mir nicht
vorstellen (im Übrigen wie der Rest der Einwohner Chiles), dass sich an der
ausweitenden Privatisierung von ganz banalen Dingen irgendetwas ändern wird.
Die Stundenten hier zum Beispiel, stellen sich auf die Straße & machen sich
auf Stelzen & mit jonglieren zum Affen, damit sie sich durch das Geld, was
manche Menschen ihnen dann mehr aus Mitleid als aus Belustigung für die
Vorstellung in die Hand drücken, ihr Studium finanzieren können, welches
jährlich wohl zwischen 2 und 10 Millionen Pesos kostet, kommt auf den
Studiengang an (1€ = ca. 720 Pesos). Für uns „normale Sachen“ wie Rente,
Sozialhilfe oder Kindergeld sind hier sowieso Fremdwörter. Verrückt!
Genau aus dem Grund gibt es hier oft Demonstrationen. & auch wenn ich vertraglich nicht demonstrieren darf, sorry, aber das muss sein. Am Mittwoch waren wir mit einigen Kindern aus der Sala Cuna (meine Babys) & mit denen aus dem Nivel Medio (die etwas größeren, 3-4-Jährigen) & ganz vielen anderen Kindern & Erzieherinnen aus anderen Erziehungs- & Bildungsstätten & anderen Interessierten & Engagierten auf der Straße, um für die „Kinderrechte“ zu demonstrieren, die hier, offensichtlich, immernoch mit Füßen getreten werden, obwohl sie 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen festgesetzt & verabschiedet wurden & aus der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ resultieren. Zu jenen Rechten gehören unter anderem: Bildung, Nahrung, Familie, Identität, Freizeit, individuelle Entwicklung, Meinungsfreiheit, gesunde Ernährung, etc. - Vieles, was die Kinder hier nicht genießen. Denn während sich in Deutschland der Staat doch schon ziemlich um seine Bürger kümmert (sagt, was ihr wollt, lebt erstmal in einem Schwellenland & beobachtet, wie der Staat da mit seinen Bürgern umgeht), so ist das hier alles die Verantwortung der Eltern. & naja, wenn die Eltern eben nicht genügend Geld verdienen - Pech! & sowas ist traurig.
Genau aus dem Grund gibt es hier oft Demonstrationen. & auch wenn ich vertraglich nicht demonstrieren darf, sorry, aber das muss sein. Am Mittwoch waren wir mit einigen Kindern aus der Sala Cuna (meine Babys) & mit denen aus dem Nivel Medio (die etwas größeren, 3-4-Jährigen) & ganz vielen anderen Kindern & Erzieherinnen aus anderen Erziehungs- & Bildungsstätten & anderen Interessierten & Engagierten auf der Straße, um für die „Kinderrechte“ zu demonstrieren, die hier, offensichtlich, immernoch mit Füßen getreten werden, obwohl sie 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen festgesetzt & verabschiedet wurden & aus der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ resultieren. Zu jenen Rechten gehören unter anderem: Bildung, Nahrung, Familie, Identität, Freizeit, individuelle Entwicklung, Meinungsfreiheit, gesunde Ernährung, etc. - Vieles, was die Kinder hier nicht genießen. Denn während sich in Deutschland der Staat doch schon ziemlich um seine Bürger kümmert (sagt, was ihr wollt, lebt erstmal in einem Schwellenland & beobachtet, wie der Staat da mit seinen Bürgern umgeht), so ist das hier alles die Verantwortung der Eltern. & naja, wenn die Eltern eben nicht genügend Geld verdienen - Pech! & sowas ist traurig.
Jedenfalls gibt es unheimlich
viele Demonstrationen hier: Gegen Müll, für kostenlose Bildung, gegen
konventionelle Lebensmittel, für Kinderrechte, für Recycling, für bessere
Arbeitszeiten & Menschenwürde im Beruf, etc. Ich find’s irgendwie
unheimlich cool, wenn ich mal wieder durch eine Demonstration laufe, weil die
Menschen einfach voll dabei sind, die stehen wirklich hinter dem, für was sie
demonstrieren. Hier geht man nicht nur auf die Straße, um gegen Atomkraft zu
demonstrieren (was ich an dieser Stelle einfach mal unkommentiert lasse),
sondern um wirklich etwas ändern zu wollen. Nicht nur so „Pseudo-Demos“ wie in
Deutschland.
Naja,
ich wollte euch nur mal ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückholen,
nachdem ihr sonst von mir immer nur so „super tolle“ Nachrichten von Wolke 7 bekommt.
Es geht nun einmal nicht jedem so. Nicht für jeden ist diese menschliche Armut
hier begrenzt wie für mich. & nicht für jeden ist die Adventszeit eine
unbeschwerte Zeit. Viele Menschen nehmen unheimliche Kredite auf, um die
dicksten Weihnachtsgeschenke kaufen zu können & haben jene frühestens
nächstes Jahr im Dezember abbezahlt, dabei geht es doch an Weihnachten gar
nicht um die Geschenke..
Ich hoffe trotzdem weiterhin, dass ihr eine wunderschöne & gesegnete Weihnachtszeit habt, & auch wenn das jetzt vielleicht ein bisschen klischeemäßig wirkt, schätzt doch bitte einfach mal das, was ihr habt & macht euch nicht Gedanken darum, was euch noch fehlt. Macht euer Leben sowieso viel leichter ;-)
Ich hoffe trotzdem weiterhin, dass ihr eine wunderschöne & gesegnete Weihnachtszeit habt, & auch wenn das jetzt vielleicht ein bisschen klischeemäßig wirkt, schätzt doch bitte einfach mal das, was ihr habt & macht euch nicht Gedanken darum, was euch noch fehlt. Macht euer Leben sowieso viel leichter ;-)
Dear whoever is reading this,
it’s me. AGAIN. At first, I
didn’t manage to keep you updated only once & now it’s like the 2nd time
I’m writing something new in my Blog in only one week! Holy Moly!
Anyways, all the time I’m telling
you people how well I’m doing & how much fun I’m having, well, don’t you
worry, it’s the truth, I’m feeling pretty good here, but just because I’m
feeling good, doesn’t mean that everyone’s feeling good here. There obviously
are some problems that we’re dealing with, such as flees, lice, toxic spiders
& scorpions, mildew in our house or that people don’t take us seriously for
our age. But those are things that we’re only dealing with for one year. We
will experience certain things here, grow with them, learn from them & go
back home. At first we will remember those things, but little by little we will
forget about what we’ve seen here & what we’ve learnt; who knows, me might
even block it out from our minds. But there are people living here, in Chile,
an emerging nation, who don’t live humanely. Seriously, it’s like after this
year, we can escape from these living conditions, but what can they do? Have a
look at the bus drives here in Concepción: They get paid by the passengers they’re
driving around. & when they get like half a dollar per passenger to
wherever they’d like to go, how much can those drivers actually keep for
themselves? Nothing? Besides, they can decide on how long their shift is,
that’s why some of them are driving from 6am to 10pm so that they can support
their families. What’s even worse is that someone told me that the conductors
in Santiago are treated worse than that: They don’t have a place to rest or to
use the restroom. How they avoid that problem? Well, I don’t know but I cannot
imagine that it’s very humane.
Another problem is that people
don’t now how to handle money. It’s like they just have the best that money can
buy even though they actually don’t even have that much. It’s a very
superficial world here. People have huge flat screens in their living area
& give smartphones to their kids in 3rd grade, however the kids don’t get
many books or other „intelectual things“ for Christimas. The kids don’t even
know how to use those smartphones correctly, neither do they know how to behave
in Facebook. & believe me, they all have a Facebook since 3rd grade. It’s just
all about superficial stuff. Everything that’s visible for other people, need
to be perfect but otherwise.. well. But it’s the same with the government here:
Everything that is important for international success & reputation is well
organized & seems to be super fair. It’s obvious that for the „perfect
image of Chile“ sometimes the citizens have to accept things they don’t deserve.
Look, 5 weeks ago there were elections of a „new“ president (depended on who
won in the end) & only 40% of the people entitled to vote actually did so. That
is because the people here are not happy with those in charge of the power. In
the end, there was a run-off election between Michelle Bachelet (politically
left, comunist) & the so called „female Hitler“ Evelyn Matthej (far right).
So that election had less attendance of entilted people to vote (20%) because
it’s just not what they were hoping for. They don’t like what Bachelet does,
but what they like less is what Matthej does; you can imagine that Bachelet has
won the election, but it was a tight win. Whatever, what I’m trying to say is that I’m not
pretty sure what else Batchlet said in public about her „dreams for Chile“
besides „free education & medical supply“, but what I know is that it must
have been a lot which she will & canno keep. She cannot change anything
about the ongoing privatization of normal things like education, but she
question is: Does she actually want to change anything for the better of the
majority?... There are students juggling & walking on stilts in the streets
to earn at least a bit money to finance their studies in the University. &
people that give them some cents in general do so because of sympathy not
because it’s a great show. Attending a University is super expensive, the
problem is (the same as in the United States) that you HAVE to study in order
to reach something, to be successful in life. & really? For example to be
an educator in kindergarten, you don’t need theory to work with little kids,
you need practice, nothing else. Additionally, neither in the United States nor
here in Chile there is something like „Kindergeld“ which is a financial support
by the government for having kids. Or what about retirement pension? Do you
think everyone in the States is pleased with it? What about social benefits?...
That’s why there are a lot of
demonstrations here. 2 weeks ago, we went on a demonstration with the little
kids of the „Sala Cuna“ to demonstrate for the rights of the children which
were passed in 1989 by the UN & resulted from the human rights. I don’t know
how you Americans feel about the „Rights of the Children“, like do you think
all kids are treated the way they should be in the big US to the A? Well, I
really have now idea & neither did I live long enough in the States &
didn’t work with kids that much that I could judge about it, but here, sadly,
it’s not normal that kids can consist on their rights of education, health,
healthy diet, freedom of speech, equality, individual development, family,
freedom.. things like that. I know from Germany that those are things we just
learn by growing up. Here they don’t. So while Germany takes care of its people
(say whatever you feel like saying, just live in an emerging nation for a
while), here all responsibility is to the parents. Sadly, but true indeed.
Anyways, there are A LOT of
demonstrations going on here: Against trash, for free education, for better
living conditions & medical supply, against conventional food, etc. &
even though en reality I’m not allowed to go on demonstrations by my contract I
once assigned for coming here, I think it’s super cool. People here stand for
something, so they cannot fall for everything. It’s different in Germany &
I know it’s different in the States as well.
Well,
this is just what I wanted to tell you guys. Because generally you only here
about good things from me, but guess what, not everyone has a choice like me.
Not everyone can „escape“ after one year. For some it’s their daily routine.
But still, you don’t need to worry about me. I hope you have an amazing &
safe pre-christmas period & even if you think it sounds like a cliché,
appreciate what you have because not everyone is as lucky as we are.
Love,
Johanna